Hausleitung: P. Lutz Müller SJ

Mein Weg mit der Kontemplation, Lebenslauf, Ausbildungs- und Praxisprofil

Hausleitung
Die Kontemplativen Exerzitien machen mir die Einheit in der Liebe bewusst: Beziehung zu Gott und Freundschaft zu Christus, die Annahme meiner Selbst und die gesunde Eigenliebe zu mir, die Liebe zum Nächsten und zum Fremden, der liebevolle Umgang mit der Natur und die Bewahrung der Schöpfung.

Mein Weg mit der Kontemplation

P. Franz Jalics SJ lernte ich im Nürnberger Noviziat der Jesuiten kennen. Im zweiten Noviziatsjahr machte ich erstmalig kontemplative Exerzitien, im Dezember 1984 des damals frisch eröffneten Hauses Gries. Sie faszinierten mich. Im ersten Noviziatsjahr hatte ich ignatianische Exerzitien kennen und schätzen gelernt. Gott auf die Spur zu kommen in den Glaubenszeugnissen des Alten Testaments und Jesus zu begegnen durch die Erzählungen des Neuen Testaments, führten mich zu einer tiefen Gotteserfahrung, die mir Sinn und Gestalt im Jesuitenorden gab. Die ignatianische Schriftbetrachtung eröffnete mir viele Identifikationsmöglichkeiten, mich auf die Nachfolge Jesu einzulassen. Ich war begeistert von der Dynamik der „Vier Wochen“ der ignatianischen Exerzitien.
Mit Hilfe der Vorstellungskraft, meiner Fantasie, dem Material der biblischen Glaubenszeugnisse, den vielen Texten, die ich mit biographischen Erinnerungen, existentiellen Themen, persönlichen Verwundungen und familiären Bewegungen verbinden konnte, erfuhr ich Heilung und Versöhnung. Das wurde mir möglich durch die Sehnsucht nach Gott, die Erinnerungen an meinen Lebensgeschichte und viele Begleitgespräche. Sie alle kamen in der Begegnung mit der Heiligen Schrift unter Anleitung des Exerzitienbegleiters mit vielen Regungen des Herzens zu Begegnungen mit Gott zusammen. Dankbar, glücklich und zufrieden fand ich Gott.
Mit Kraft und Anstrengung, Entdeckungsgeist und Freude ging ich diesen Weg. Erfüllt von Gott fand ich mich in seiner Gegenwart wieder.

Nach diesen intensiven und aktiven Wegen der Gotteserfahrung hatte ich immer weniger Verlangen nach weiterer, aktiver Auseinandersetzung mit meinem Glauben. Ich sehnte mich mehr nach Stille, Einsamkeit und Intimität. Dann begegnete ich Christus in den Kontemplativen Exerzitien. Ganz neu konnte ich das Gebet des Heiligen Ignatius beten: „Nimm hin, Herr, meine ganze Freiheit, mein Gedächtnis, meinen Verstand und meinen ganzen Willen, all mein Haben und Besitzen. Du hast es mir gegeben; dir, Herr, gebe ich es zurück. Alles ist dein, verfüge nach deinem göttlichen Willen. Gib mir deine Liebe und Gnade, das genügt mir.“
Und ich konnte mich fallen lassen in die Stille seiner Gegenwart. Ich brauchte immer weniger die tägliche Schriftbetrachtung. Stattdessen genügte mir die Leere des Daseins vor Gott, die Fülle des Schweigens in seiner Gegenwart und das Verkosten der Stille vor Gott. So bekam ich eine neue Dimension der Freundschaft mit Christus geschenkt. Sie wurde in der täglichen Eucharistie erneuert, verlebendigt und gelebt. Mit meinem Atem, dem Spüren in der Wahrnehmung und dem Bewusstsein seiner Gegenwart lebe ich mit, vor und in Christus. Gott sei Dank!

Franz Jalics hat mir einen Weg gewiesen, wie dies mit dem Jesusgebet (oder Herzensgebet) praktisch lebbar ist. Es ermöglicht eine Ebene der Gottesbegegnung, die lebensnotwendig ist, wenn ich Kirche gestalten und aushalten will. Es stärkt die Verbindung mit Jesus Christus.

Christian Herwartz SJ zeigte mir einen Weg der Kontemplation außerhalb von Gries. Seine „Exerzitien auf der Straße“ verlebendigten die Kontemplation (nicht in der Kapelle oder im Meditationsraum, sondern) auf der Straße, in verschiedenen sozialen Milieus. Es geht immer um Wachsamkeit in den Begegnungen, Aufmerksamkeit für die Wirklichkeit, Interesse an dem, was ist. Die Straßenexerzitien fordern mich heraus, dies im Alltag aktiv umzusetzen, gerade im Kontakt mit den Armen und Seliggepriesenen. Dies im Sinne des Jesusworts „Ich bin der Weg (oder: die Straße), die Wahrheit und das Leben!“ (Joh 14,6)

Die Kontemplativen Exerzitien machen mir die Einheit in der Liebe bewusst: Beziehung zu Gott und Freundschaft zu Christus, die Annahme meiner Selbst und die gesunde Eigenliebe zu mir, die Liebe zum Nächsten und zum Fremden, der liebevolle Umgang mit der Natur und die Bewahrung der Schöpfung.
Ich bin Franz Jalics so dankbar für diesen Weg!

Lebenslauf von Lutz Martin Müller

Geburt 16.02.1962 in Lünen/Westfalen
Eltern Theo Müller (1930-2003); Gisela Müller (1938), geb. Breder

1968.72 Grundschule Neustadt/Weinstrasse (Rheinpfalz)
1972.81 Leibniz-Gymnasium Neustadt/Weinstrasse (Abitur)
1981.83 Lehre zum Bankkaufmann (Deutsche Bank Mannheim)
11.09.1983 Eintritt in den Jesuitenorden (Societas Jesu)
1983.85 Noviziat Nürnberg (Gelübde 08.09.1985)
1985.87 Philosophiestudium an der Hochschule für Philosophie München (Bakkalaureat)
1987.89 Sozialpraktikum beim Jesuitenflüchtlingsdienst Ostasien (Jesuit Refugee Service Asia Pacific) (1987-88 Philippinen; 1988-89 Malaysia)
1989.92 Theologiestudium an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen Frankfurt/Main (Diplom)
1992.94 Pastoralpraktikum bei der Katholischen Hochschulgemeinde München
16.04.1993 Priesterweihe in München
1994.96 Studium an der Loyola University Chicago: Aufbaustudium Pastoralpsychologie (Master of Arts in Pastoral Counseling)
1996.97 Tertiat in den USA und Arbeit als Therapeut
1997-2001 Hochschulpfarrer an der KHG Würzburg
17.4.1998 Feierliche Gelübde
2001-2010 Berufungspastoral in Frankfurt/Main
2010-2016 Beratungsstelle Offene Tür Mannheim
2016-2022 Gründung der Willkommenskommunität Abuna-Frans-Haus in Essen (ein Wohnprojekt von Jesuiten mit Flüchtlingen); Mitarbeit im IRE (Initiativkreis Religionen in Essen); Instruktor bei den Karmelitinnen in Essen zu Johannes vom Kreuz; geistliche Begleitung, Coaching und Supervision;
2022 Hausleitung im Exerzitienhaus Gries

Ausbildungs- und Praxisprofil

  • Bakkalaureat in Philosophie 1985, München
  • Diplom in Theologie 1992, Frankfurt
  • Priesterweihe 1993, München
  • Begleiter Ignatianischer Exerzitien seit 1993
  • MA in Pastoral Counselling, 1996 Chicago in den USA, berufsqualifierender Abschluß als Psychotherapeut
  • Begleiter Kontemplativer Exerzitien seit 2005, Gries
  • Begleiter Großer Ignatianischer Exerzitien seit 2006, Lassalle-Haus, Schweiz
  • Begleiter Exerzitien auf der Straße seit 2007
  • Berufungscoach WaVe® 2011 Wachstum und Veränderung bei Alexander Kaiser, Wien
  • Bibliologtrainer 2013 BNI Bibliolog Netzwerk International
  • Qigong Trainer 2021, terramedus Akademie für Gesundheit Bochum
  • Yogalehrer 2023, Yoga Vidya Bad Meinberg